Verkehrsverlagerung auf die Schiene

Die deutschen Klimaziele können nur mit einer konsequenten Verkehrswende und einer Verlagerung der Gütertransporte von der Straße auf die Schiene gelingen.

Nach dem Willen der Bundesregierung soll bis zum Jahr 2030 rund ein Viertel aller Güter auf der Schiene transportiert werden. Angesichts des heutigen Anteils von knapp 20 Prozent wird dies nur mit einer deutlich erweiterten Infrastruktur zu schaffen sein. Experten haben errechnet, dass dafür neben weiteren Schienenkapazitäten rund 50 neue Hinterland-Terminals für den kombinierten Verkehr notwendig wären. Die Unternehmensberatung Roland Berger schätzt den Investitionsbedarf auf 52 Milliarden Euro.

Infrastruktur ist nicht nur eine Frage des Geldes

Solche Summen können uns angesichts des offenbar unerschöpflichen Füllhorns der öffentlichen Hand ja nicht mehr schockieren. Aber der Ausbau der Infrastruktur ist gerade in Deutschland nicht nur eine Frage des Geldes. Es geht um langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren, unvermeidbare Bürgerproteste und seltene Tierarten.

Fest steht: 50 neue KV-Terminals lassen sich innerhalb von nur acht Jahren allenfalls in China, aber auf keinen Fall in Deutschland realisieren. Vor diesem Hintergrund ist das Förderprojekt „Handlungsempfehlungen für die Optimierung der Kommunikation und des Datenaustauschs im Güterverkehr“ ins Leben gerufen worden. Unter der Leitung vom Logistik Kompetenzzentrum Prien (LKZ) sollen Wege erkundet werden, wie die Kapazität der vorhandenen KV-Terminals durch beschleunigte Abläufe ausgebaut werden kann. Ziel ist, den Neubedarf an Hinterland-Terminals deutlich zu reduzieren. Mit an Bord sind die IT-Experten von cargo support und Conroo.

Beschleunigte Abläufe in Ulm

Wie ein „schnelles Terminal“ aussehen kann, lässt sich bereits in Ulm besichtigen. Unter dem Namen „ANITA“ (Autonome Innovation im Terminalablauf) entsteht auf dem Gelände der Deutschen Umschlaggesellschaft Schiene-Straße (DUSS) und dem Containerdepot von DB Intermodal Services (DBIS) ein Pionierprojekt, das Maßstäbe für die künftige Arbeit in KV-Terminals setzen soll. Im Mittelpunkt steht ein autonom fahrender LKW von MAN, der reibungslos in die logistischen Terminalabläufe integriert werden kann. Ab 2025 sollen erste Kundenprojekte mit diesem Fahrzeug starten.

Doch das größte Optimierungspotenzial für die Abläufe an den KV-Terminals liegt nicht in der Hard-, sondern in der Software. Hier kann das Hinterland von den Seehäfen lernen, allen voran dem Hafen Hamburg. Dort wird die Auslastung der Terminals seit 2017 durch ein Slotbuchungsverfahren (SBV) optimiert, mit dem der Containerumschlag gleichmäßiger über den Tag verteilt werden kann. Nach diesem Vorbild könnten auch die Hinterland-Terminals ihre Abläufe verbessern, was jedoch eine engere Vernetzung der IT-Systeme aller Beteiligten erfordert.

Lernen vom Hafen Hamburg

Der Datenaustausch muss durchgängig zwischen Eisenbahnverkehrsunternehmen, Spediteuren, Reedern und Terminalbetreibern funktionieren. Die Vernetzung zwischen allen Beteiligten führt zum Beispiel dazu, dass die Ankunftszeiten der LKW am Terminal planbar werden – das funktioniert analog zum SBV im Hafen Hamburg. Die Zeitfenster können vom Disponenten oder direkt vom Fahrer per App gebucht und bei Bedarf auch wieder geändert werden. Planänderungen durch Verspätungen, Unfälle oder andere Ereignisse können damit frühzeitig kommuniziert werden.

Gleiches gilt für die geplanten Ankunftszeiten der Container-Züge: Mit der Hilfe von Telematiksystemen und Datenschnittstellen werden Terminalbetreiber, Spediteure und Reeder informiert, sobald sich die Zeitachse verschiebt. Auf diese Weise werden Staus vermieden und andere Tätigkeiten können vorgezogen werden.

Optimierte Planbarkeit und Transparenz

Zu den größten Herausforderungen bei der Umsetzung gehört die hohe Zahl der Beteiligten mit unterschiedlichen IT-Systemen und Schnittstellenanforderungen. Das Software- und Beratungshaus cargo support ist diesbezüglich bereits im SBV-Projekt des Hafen Hamburg involviert. Damit verfügt der IT-Dienstleister über entsprechende Erfahrungen, die nun auch im Hinterlandverkehr genutzt werden können – für möglichst reibungslose, vereinfachte und beschleunigte Abläufe sowie für optimierte Planbarkeit und Transparenz. Gemeinsam mit Conroo kann es gelingen, dass die Kapazität der bestehenden KV-Terminals steigt und der zusätzliche Bedarf an Umschlagseinrichtungen von 50 auf 10 gesenkt werden kann. Die Digitalisierung könnte sich also auch an dieser Stelle als wahrer Segen erweisen.

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